Jetzt musste ich Euch doch länger warten lassen, als es mir lieb ist. Mein Körper dachte sich mal eben "Disneyland? Och nö! Hier, nimm das!" und packte mich Donnerstag Abend mit Fieber ins Bett. Aber Fieber ist wieder weg und das viiiieeel schönere, wenn vielleicht auch nicht gesündere Disney-Fieber kann einsetzen. Bringen wir diesen Trip also schnell zu Ende. Es wird noch ein Fazit geben, aber das werde ich dann irgendwann nach meinem Solo-Trip zusammenstellen.
Aus der wärmenden Menschenmenge der Abendshow hinaus ins Village wurde es uns wirklich nochmal richtig richtig kalt. Uns entgegen kamen immer mehr Leute zum After Hour Event, denn auch in den Studios steppte noch/schon wieder der Bär. Der Tower ließ in unregelmäßigen Abständen die Leute übers ganze Gelände kreischen. In der Event-Arena war auch eine Veranstaltung zu irgendeinem Online-Computerspiel (Brawl Stars) gewesen, von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Auch hier kamen dutzende Leute herausgeströmt. Aber wir wollten jetzt wirklich nur noch ins Hotel.
Ich löste unsere beiden Koffer bei der Gepäckaufbewahrung aus und brachte sie zusammen mit unserem Shopping-Gut des Tages ins Auto. Wir hatten zuerst überlegt die Koffer einfach mitzunehmen, aber waren nun doch zu müde, sie noch einmal um den Lake Disney spazieren zu fahren. In den 2 Stunden im Auto im dunkeln mit geschwärzten Heckscheiben würde schon nichts passieren. 2, 1, Risiko! Meine Mama hatte schon keine Lust mehr, aber ich wollte noch ein letztes Mal sehen, wer heute Abend am Meeting Point war. Leider, denn ich hatte auf Mickey oder Minnie gehofft, oder zum Glück, denn wir waren echt durch, war es "nur" Sailor Goofy. Und Goofy hatte vor allem ich ja beinahe jeden Tag auf diesem Trip getroffen. So ließ ich mich von meiner Mama schweren Herzens wegziehen und wir liefen in Richtung Hotel New York, wo wir noch eine Reservierung im Downtown hatten. Inzwischen war auch der Weihnachtsbaum vor dem Hotel aufgestellt worden; der war am Montag noch nicht da gewesen.
Um bei der Wahrheit zu bleiben, kann ich über das Buffet im Downtown nicht viel sagen. Ich war einfach zu müde und bekam nicht mehr viel mit. Ich erinnere mich nur noch an den Tisch mit der Großfamilie neben uns, die komplett vollgeladene Teller zurück ließen, als sie gingen. Und ich erinnere mich noch an eine lustige Szene, als unser (hier auch supernetter) Cast Member auf einmal los rannte. An einem seiner Tische kamen gerade 2 ältere Damen (70+) mit ihren neubeladenen Tellern angelaufen und er hatte die alten noch nicht abgeräumt. Er hechtete vor die Damen und pflückte in Windeseile alles zusammen vom Tisch. Er erklärte ihnen später, dass sie strikte Anweisung hätten, dass die alten Teller abgeräumt sein müssten, bevor der Gast mit den neuen Tellern an den Tisch käme. Das fand ich in sofern total süß, da ich ihn auch auf 65+ einschätzen würde und die Einlage echt sportlich war.
Und ich kann bestätigen, dass es dem Downtown eindeutig an Atmosphäre fehlt. Wie ihr schon oft geschrieben habt: Marke Bahnhofshalle oder Großkantine. Voll schade, denn das Essen war gut und unser Cast Member (Aziz?) sehr sehr nett und zu vielen Späßen aufgelegt. Meine Mama war vor allem von der Pizza sehr begeistert (ich erinnere an ihren "Ausbruch" vor Colonel Hathis), die ich aber nicht probierte. Einen bleibenden Eindruck hat Thors Hammer bei mir hinterlassen. Was eine Schokoladenbombe! Ich dachte, ich falle danach durch den Stuhl und den Boden direkt in den Keller. Puh, mir war echt bissl übel.
Ein letztes Mal humpelten wir am Lake Disney entlang und der Tower gab den Soundtrack passend zu unserem Gestöhne. Habe ich schon erwähnt, dass es kalt war? Wir hatten den ganzen Trip eigentlich nie so richtig dolle gefroren, waren nur fürchterlich nass geworden. Aber jetzt klapperten mir die Zähne, vermutlich auch von der Müdigkeit. Wir verabschiedeten uns vom Newport Bay Club und fanden unser Auto total zugefroren vor. Heureka, jetzt durfte ich auch noch Kratzen!!! Wenigstens wurde mir davon warm. Wie ich die Ausfahrt des Parkplatzes gefunden habe, kann ich gar nicht mehr sagen. Gefühlt bin ich 20x im Kreis gefahren und irgendwann war es soweit; wir verließen das Resort nach 5 Tagen.
Der Weg zum B&B Hotel war zum Glück nicht weit und ich kannte ihn schon; das machte es einfacher. Der Checkin war um diese späte Uhrzeit (Mitternacht) auch schnell erledigt. Der Mitarbeiter wollte mir glaub ich noch alles mögliche erklären, aber wir kannten uns ja schon aus, weshalb ich dankend abwinkte. Diesmal hatten wir wieder ein Familienzimmer gebucht, weil wir uns keine Bettdecke teilen wollten und erwischten eins mit Doppelbett und Stockbett. War mir alles egal. Ich schickte meine Mama ins Doppelbett und pellte mich nur noch aus der äußersten Klamottenschicht. Mehr war nicht mehr drin. Ich plumpste auf die untere Pritsche und war weg.
Wir hatten vereinbart heute einigermaßen auszuschlafen, weshalb mich mein Wecker erst um 8 Uhr weckte. Meiner Mutter ging es wieder ähnlich beschissen wie schon am Dienstag. Heimreise aus Disneyland mit krankem (Bei-)Fahrer**; wo hab ich das nur schonmal gehört?? Ich machte mich erstmal fertig und ging alleine zum Frühstück. Ich genoss noch ein letztes Mal das "einfach hinsetzen und losessen" und die vorerst letzten echten Croissants und Pains au Chocolat. Kaffee, Joghurt, Obstsalat, Orangensaft. Ich kann wirklich nichts aussetzen an diesem Frühstück, zumal es ja im Übernachtungspreis inklusive ist und nicht wie bei Disney noch extra vergoldet werden muss. Als ich ins Zimmer kam, ging es meiner Mami leider noch immer nicht besser. Wir hatten ja gemütlich bis 11 Uhr Zeit, das Zimmer zu räumen. Allerdings mussten wir noch tanken und ich hatte ein paar Lebensmittel zu besorgen, die wir von jedem unserer Frankreichtrips mitbringen. Das gäbe lange Gesichter, wenn ich ohne diese ankäme.
Mami meinte dann, ich könne doch losfahren und sie dann später nur noch schnell einsammeln. Gute Idee. Kostenorientiert, wie mein Männe mich nunmal erzogen hat, checkte ich also erstmal die günstigste Tanke im Umkreis und fuhr nach Montevrain. Das Navi leitete mich sicher... vor den Zaun eines Werksgeländes. Na bravo. War ich ja auch blöde. Das Tanken zahlte doch eh meine Mama und ich hätte auch die Tankstelle am Auchan nehmen können, die ich schon kannte. Nee, ich schaute also erstmal auf Maps. Die Tankstelle befand sich am anderen Ende des Werksgeländes, ich kam nur eben nicht durch, weil Samstag war. Also einmal außen rum und tadaa, da war sie. Wieso hatte ich sie auf der Hinfahrt nicht gesehen?
Egal, die Uhr tickte und ich wollte ja noch zu Auchan. Hier wollte ich keine Experimente machen, den Laden kannte ich und wusste einigermaßen, dass und wo ich unsere Favoriten finden würde. Ich hatte alles schnell beisammen und packte alles auf das Kassenband mit der kürzesten Schlange; und das Schicksal kicherte schon wieder leise. 2 Kunden vor mir gab es ein Problem. Die Dame hatte offensichtlich etwas kaufen wollen, das am Regal anders ausgepreist war, als in der Kasse. Und natürlich entschuldigte sie sich und konnte im Prinzip auch nichts dafür aber Aaaaaaah!!! Jetzt hatte ich aber zuviel Kram, als dass ich einfach alles wieder in den Wagen und auf eine andere Kasse hätte packen wollen. Also wartete ich, würde ja sicher gleich weitergehen. Kennt ihr das, wenn es im Fernsehen bei der Programmvorschau heißt "Gleich, nur hier, auf..." und man noch 20 Minuten wartet. Jepp, so ein "gleich" war das dann auch. Mein Mann schrieb mir in der Zwischenzeit noch, ich solle doch noch fürs Abendbrot ein oder zwei frische Baguettes mitbringen. Wäre ich nicht an der Kasse am weitesten entfernt von der Boulangerie angestanden, hätte ich mich kurz verabschiedet und das auch noch geholt. Aber so wartete ich eben und hetzte im Anschluss noch bei Paul im selben Einkaufszentrum vorbei. Dann stopfte ich alles wie irre unter und zwischen die Sitze, denn eigentlich war das Auto ja schon bis zum Dach voll, und düste 10 Minuten vor 11 wieder auf den Parkplatz des B&B Hotels.
Ich hoffte einfach, dass meine Mutter es inzwischen geschafft hatte irgendwie selber aus dem Bett zu kommen und sich fertig zu machen. Sonst würde es knapp werden, wir hatten schließlich auch noch 7 oder 8 Stunden Fahrt (mit Pausen) vor uns. Zum Glück kam sie mir kurz vor unserer Zimmertür auf dem Flur fertig gepackt und gerichtet entgegen. Ich suchte schnell noch einmal das Örtchen auf und checkte, dass wir nichts im Zimmer vergessen hatten. Dann ging es los in Richtung Heimat. Auf der ganzen Fahrt begleitete uns ein fürchterlicher Nebel, nicht nur in unseren Köpfen. Wir sprachen kaum, meine Mama schlief ein wenig und ich versuchte in dem tristen Grau nicht einzuschlafen. Auf einem Rasthof machten wir halt und ich verdrückte die Wraps, die ich mir am Morgen gekauft hatte. Meine Mutter nuckelte an ihrem Zwieback, den ich ihr besorgt hatte. Was für ein kulinarischer Abstieg. Hierzu eine Warnung: wenn ihr "deutschen" Zwieback (z.B. von Brandt) schon Bäh findet, dann esst mal das Zeug aus Frankreich. Je nachdem welche Sorte ihr nehmt schmecken die noch nicht mal süß, sondern einfach nur nach Karton.
Wir tankten noch einmal zwischen und hielten auch noch einmal an der letzten Raststätte kurz vor der Heimat. So konnte ich mein Abholkommando beordern und meine Mama "gönnte" sich noch eine Brezel. Ich kann gar nicht mehr sagen, womit der anschließende Streit begonnen hat. Ich weiß nur noch, dass ich den Hügel in Richtung Haus meiner Mutter hochfuhr und sie mich glaub ich irgendwas fragte. Und dann blaffte sie mich an, dass ich ja die ganze Reise schon so blöde zu ihr gewesen sei und sie immer so angefahren hätte und sie sich schon gar nichts mehr zu sagen traute. Ob ich eigentlich noch ihren Magic Pass hätte, weil den hätte sie schon gerne. Ich sagte dann, klar, den bekomme sie ja auch, der sei irgendwo im Koffer, aber den würde sie ja jetzt heute nicht mehr brauchen. Den könnte ich ihr dann bei unserem "Nachtreffen" zusammen mit den anderen Sachen mitbringen. Ich würde den schon nicht behalten. Das hätte sie doch auch nie behauptet, sie hätte ja nur wissen wollen, ob ich den noch hab usw usw.
Es war (rückblickend) so lächerlich, aber wir waren eben müde, kaputt, krank und hatten fast 7 Tage aufeinander geklebt. Ich stieg weinend aus dem Auto und packte schonmal meine Sachen an den Straßenrand. Ich hatte mir das so schön vorgestellt, wie wir auf der Heimreise über die ganzen Erlebnisse plaudern und ich meiner Mama am Ende dankend um den Hals falle für diese schöne Reise. Und stattdessen bekam ich nun Frust, Stress und eine unterkühlte Umarmung zum Abschied. That's life! Mein Mann kam dann zum Glück gerade angefahren; die Kinder freuten sich unendlich mit wieder zu sehen und so konnte ich nicht lange schmollen, denn sie wollten natürlich alles haarklein erzählt bekommen.
Vergangene Woche habe ich meine Mama zum ersten Mal seit unserem Trip wieder besucht. Sie war 2 Tage nach unserer Rückkehr so richtig krank geworden, muss sich wohl irgendeinen Virus dort eingefangen haben, der sie echt fast 9 Wochen immer wieder ins Bett gepackt hat. So konnten wir uns Weihnachten nicht sehen und auch die Tage danach nicht. Nun haben wir uns aber ausgesprochen, Sachen ausgetauscht, die in falschen Taschen und Koffern gelandet sind und wie ich ja eingangs schon geschrieben habe, sind wir nach wie vor die besten Freundinnen. Das wird sich auch nie ändern. Meine Mama hat erkannt, dass sie im aktuellen körperlichen Zustand einem Besuch im Disneyland einfach nicht gewachsen ist (auch nicht wenn er kürzer oder mit weniger Druck wäre). Sie plant nun weiter an sich zu arbeiten (Physio, medizinisches Fitnessstudio, usw) und möchte dann zu ihrem 70. Geburtstag (Mai 2026) gerne mit mir und den Kindern wieder ins Disneyland fahren. Bis dahin fließt aber noch viel Wasser die Marne hinunter und wir werden sehen, was die Zeit bringt...
P.S.: Meine Beobachtung, dass meine Mama langsam zu meiner Oma wird, habe ich übrigens ihr gegenüber noch nicht erwähnt. Mir ist nur aufgefallen, dass sie sich an viele Dinge, die wir erlebt haben auch gar nicht mehr so recht erinnert. War wohl alles zuviel an Eindrücken auf einmal. Wir werden mal einen "Dia-Abend" machen und zusammen anhand der Fotos nochmal alles Schritt für Schritt nacherleben. Dann wird es fast nochmal so schön.
** Bei meinem ersten Trip im September 2021 bekam meine Tochter am Tag nach unserem Parkaufenthalt Fieber und musste sogar ein paar Tage später noch in Frankreich ins Krankenhaus. Im Juni 2022 hatte sich mein Mann ja Magen-Darm eingefangen und ich musste die ganze Familie heil nach Hause schaukeln. Dann im November 2022 meine Mami. Gut, dass ich diesmal Solo fahre...... ohoh!